PFERDELAND BRANDENBURG 2023

24 PFERDELAND BRANDENBURG PFERD UND NATUR Fotos: Karin Reimold Illustrationen: Adobe Stock / VukaM steppenartige Landschaft mit freier Sicht und Bäumen alsWitterungsschutz perfekte Bedingungen“, sagt die Pferdeexpertin. Die ehemaligen Rieselfelder gleichen tatsächlich einer Steppe mit Mosaiken aus Kiefern, Bir- ken, Holunder und anderemGehölz. Auch Totholz bleibt alswichtiger Schutzraum auf den Feldern erhalten. Pferde nutzen Körpersprache Bald öffnet man eines von insgesamt 50 Toren im Naturpark Barnim und erreicht die Beweidungsflächen – mitwichtigen Hinweisen für das Verhalten gegenüber den Tieren. Und dann ist es auch schon soweit, in der Ferne sind die erstenWildpferde zu erkennen. Bevor man ausnahmsweise und nur im Rahmen der Führung auf die beweidete Fläche kommt, gibt Antonia Gerke noch Beobachtungstipps mit auf denWeg: „Wildpferde haben ein ursprüngliches Herdenverhalten und eine feste Rangordnung. Jene Stute, die zuerst den Kopf hebt und unswahrnimmt, ist eines der ranghöchsten Herdenmitglieder.“ Pferde kommunizieren mit ihrer Körpersprache. „Gesichtsmimik, Ohrenspiel, Augen, Körperhaltung bis zu Muskelanspannung und Herzfre- quenz – all das kann man lesen.“ Und schon kommt eine neugierige Stute auf die Gruppe zu. Durch ihre helle, graue Fellfarbe sind die Pferde ihrer Umgebung aus san- digem Boden und Baumstämmen perfekt angepasst. Die Natur hat vorgesorgt Einmal amTag geht ein Mitarbeiter von der Agrar GmbH Gut Hobrechtsfelde über die Flächen und kontrolliert alle Tiere, bei Verletzungen oder Krankheitenwird das Pferd tierärztlichversorgt. „Aber das kommt nicht oft vor. Durch ihr gesundes Immunsystem schaffen sie es meist allein“, erklärt die Pferdebeauftragte der Berliner Forsten. „Auch in Sachen Hufpflege hat die Natur bei den Koniks vorgesorgt. Durch das energiereiche Futteran- gebot im Frühsommer entsteht in der Hufstruktur eine minimale horizontale Rille. Diesewächst im Lauf des Jahres herunter und ist imWinter die Sollbruchstelle, an der ein Huf ausbricht. Somit brauchen unsere Koniks auch keinen Schmied.“ Eine ganzeWeile bleiben die Besucher bei der Herde, auffällig ruhig sind alle, es gibt viel zu beobachten. So ganz uninteressant scheinen die Teilnehmer auch nicht zu sein. „Wer beobachtet hierwen?“, stellt Antonia Gerke rhetorisch fest. Auf alle anderen Fragen hat sie ebenso eine Antwort. Zum Beispiel, warum die Pferde eine Zebrierung, also die Färbung eines Zebras, an den Beinen besitzen. „Das ist einWildfarbigkeitsabzeichen, ein Überbleibsel, das dieWildform der Tiere aufzeigt. Genausowie der Aalstrich, der sich dunkel auf dem Rücken der Koniks abzeichnet.“ Interaktive Ausstellung über die Rieselfelder Die Pferdeherde ziehtweiter zu saftigeren Stellen auf dem Feld und auch die Führung neigt sich dem Ende zu. Auf dem Rückweg können sich Besucher nun auch den kleineren Parkbewohnernwidmen, etwa nach Vogel- arten, wie Goldammer, Baumpieper, Heidelerche und Neuntöter, oder Reptilien, Amphibien und Insekten Ausschau halten. Zurück auf demGut Hobrechtsfelde lohnt ein Abstecher in das Besucherzentrum. ImOber- geschoss des historischen Kornspeichers gibt es mehr über die ehemaligen Rieselfelder zu erfahren. Dazu wurde eine interaktive und liebevoll detailreiche Aus- stellung eingerichtet (anWochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr, von April bis Oktober). WEITERE INFORMATIONEN: barnim-naturpark.de Info Pferde als Landschaftspfleger: Bei einer spannenden Führung auf der „Riesel-Nord“-Weide können Sie die Wildpferde in ihrem naturbelassenen Raum erleben und beobachten. Hier erfahren Sie Wissenswertes über die Herde und ihren Lebensraum. Die Führung ist kostenfrei und wird von Sach- kundigen begleitet: agrar-hobrechtsfelde.de/ führungen i Im denkmalgeschützten Kornspeicher auf dem Gut Hobrechtsfelde erfahren Besucher mehr über die ehemaligen Rieselfelder, die Landwirtschaft und die Umgebung. Die inter- aktive Ausstellung zeigt, welche Tiere und Pflanzen sich im Laufe der Zeit im Naturpark Barnim angesiedelt haben Alle Kontaktadressen finden Sie auf der Seite 66 4

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