PFERDELAND BRANDENBURG 2023

PFERDELAND BRANDENBURG 23 PFERD UND NATUR Fotos: Agrar GmbHGut Hobrechtsfelde, Karin Reimold Illustration: Adobe Stock / VukaM Text: Karin Reimold o einst die Berliner Abwässer „verrieselt“wurden, erwartet Besucher heute ein Naturerlebnis für die ganze Familie: die Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde im Naturpark Barnim. Zu den Höhepunkten gehören die tierischen Landschaftsgärtner auf Deutschlands größter Waldweidelandschaft. Neben schottischen Hochlandrin- dern, Wasserbüffeln und Galloways gibt es hier auch Wildpferde zu entdecken: die Koniks. Die tarpanartigen Kleinpferde, die dem genetisch ausgerottetenWild- pferd sehr nahekommen, haben ein Stockmaßvon bis zu 1,40 Metern. Damit zählen die polnischen „Pferdchen“ zu den Ponys. Zusammen mit den anderen 163 großen Pflanzenfressern beweiden die 66 Koniks mehrere Flächen mit insgesamt 850 Hektar und schaffen so eine vielfältige halb offene Landschaft mit lichtenWäldern, offenenWiesen und Fließen. Wildpferde kennen keinen Kontakt mit Menschen DieWeidetiere von der Agrar GmbH Gut Hobrechts- felde grasen seit 2011 auf denWaldweiden der Ber- liner Forsten. Das ganze Jahr über sind die robusten Koniks täglich draußen. „DieWildbeweidung ist die natürlichste Form für die Pferde, da gibt es genügend Pflanzen zum Fressen, undWasser bekommen sie aus dem Lietzengraben, der das Gebiet durchzieht“, erklärt Thomas Schuler von der Agrar GmbH Gut Hobrechts- felde. Wer mehr über die Tiere, ihrWesen und Leben auf den Rieselfeldern erfahren möchte, ist herzlich zu den regelmäßigen Führungenvon Tierpsychologin Antonia Gerke eingeladen. Hier lernen die Besucher auch, dass dieWildpferde tatsächlichwild, also nicht zahm sind. „Sie haben nicht gelernt, mit Menschen umzugehen, und sollen es auch nicht“, sagt Antonia Gerke vor Beginn der rund anderthalbstündigen Tour zurwilden Herde. Dieses Verständnis ist für die Gutsbetreiber und nicht zuletzt für die Tiere enormwichtig. Gut gemeinte Leckerlis oder Streicheleinheiten für die freundlichen, neugierigen Ponys haben in der Vergangenheit leider zu Koliken und Verhaltensstörungen innerhalb der Herde geführt. Deshalb ist eswichtig, stets den Abstand von 25 Metern zu den Tieren einzuhalten. Eine Ausnahme stellt nur die Führung mit den Experten dar, was den Rundgang zu einem ganz besonderen Erlebnis macht. Auf Spurensuche der wilden Herde Los geht die Entdeckungstour in derWildnis am Rande Berlins – immer dem Pferdekopf aus Holz nach, der den zwei bis drei Kilometer langen Rundgang kennzeichnet. Entlang der Strecke, vorbei an eingezäuntenWeiden, steigt die Spannung – nicht nur bei den Kindern. Erste Spurenwie Hufabdrücke und andere Hinterlassenschaf- ten sind am Boden zu entdecken. Aber auch der perfekte Grünschnitt deutet auf die Bewohner hin. „Drei Monate waren unsere Koniks hier am Schlemmen. Um ausrei- chend Energie aufzunehmen, fressen Pferde etwa 12 bis 18 Stunden amTag. Das raufaserreiche und energiearme Gras ist ideal für ihre Gesundheit“, erzählt Antonia Gerke. Ideal ist auch die so entstehende Strukturviel- falt der Landschaft, die für unzählige Vogelarten und Insekten als Lebensraum dient. Manche Flächenwerden extra nicht beweidet, um Unterschlupf für Igel und an- dere Nager zu schaffen. „Für die Fluchttiere bietet die Immer dem Pferdekopf aus Holz nach und auf dem Rundweg bleiben. Dann eröffnet sich bald der Blick auf die Koniks. Die Pferde- herde weidet auf wechseln- den eingezäunten Flächen Infotafeln am Wegesrand beschreiben das Projekt W u 3

RkJQdWJsaXNoZXIy NTMzMTY=