Wo Dressur auf Rinderarbeit trifft

In Südeuropa wurden Pferde früher in der Landwirtschaft zum Rindertreiben eingesetzt. Die alten Arbeitsreitweisen erleben in der Working Equitation heute eine sportliche Renaissance.

Rinderarbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Working Equitation. Hinzu kommen der Trail, bei dem Pferd und Reiter bestimmte Hindernisse absolvieren müssen und der Speedtrail, bei dem Schnelligkeit und Wendigkeit gleichermaßen gefragt sind. Lassen diese Aufgaben die Nähe zum Westernreiten erkennen, so schafft das vierte Element die Verbindung zur klassischen Reitweise. Denn auch Dressur – in den Aufängerstufen in allen drei Gangarbeiten, für Fortgeschrittene
nur noch in Schritt und Galopp – ist ein Bestandteil der Turnierprüfungen.
Für viele klassisch orientierte Reiter ist es Neuland, sich mit Trail oder Rinderarbeit zu befassen, für den Westernreiter ist es ungewohnt, eine Dressuraufgabe zu reiten. „Beide können durch die neuen Anforderungen in der Working Equitation nur gewinnen“, weiß Cäcilie Rath. Sie hat 2014 in Pessin das erste Brandenburger Working Equitation-Turnier mitorganisiert. Wie viele andere kam sie als Westernreiterin zur Working Equitation. Ihr Verein in Pessin will den neuen Sport in Brandenburg bekannter machen.
So holten sie 2014 den spanischen Weltmeister Manolo Oliva zu einem Workshop ins Havelland und 2015 den portugiesischen Mannschaftsweltmeister Nuno José Avelar. Grundlage für den Sport sei ein vielseitig ausgebildetes und ausgeglichenes Pferd, meint Cäcilie Rath: „In einem Moment absolviert es eine ästhetische Dressuraufgabe, im nächsten jagt es einer flüchtigen Kuh hinterher, um dann beim Trail mit stoischer Gelassenheit am Tor zu stehen, während der Reiter es öffnet.“ Wichtigste Voraussetzung für den Reiter sei die Liebe zum Pferd: „Ohne die Bedürfnisse des vierbeinigen Partners zu berücksichtigen, können die anspruchsvollen Aufgaben nicht gemeistert werden. Und dafür muss der Reiter auch an sich selbst arbeiten.“
Working Equitation ist Teamwork, denn bei der Arbeit mit den Rindern hat der Reiter drei Helfer. Ähnlich wie beim Team-Penning im Westernreiten soll ein bestimmtes Rind aus der Herde aussortiert und in einen kleinen Pferch getrieben werden. Doch bei der Working Equitation dürfen die Helfer erst eingreifen, wenn das Rind die Herdenzone verlassen hat. Bewertet wird nicht nur die Zeit, sondern auch der Stil. Die Rinder leiht man sich in Pessin von einem Bauern in der Nachbarschaft gegen einen kleinen Obolus aus.

INFOS

REITEN IN PESSIN
Working Equitation ist ein Tätigkeitsfeld der Abteilung Reiten und Fahren der SG Blau-Weiß Pessin. Der Verein im Havelland ist aber auch Treffpunkt für klassische Reiter und Westernreiter. Er verfügt über eine eigene Reithalle. Bereits 2014 organisierte der Verein das erste Brandenburger Working Equitation-Turnier. 2016 soll es eine Neuauflage geben. Der genaue Termin steht noch nicht fest. Darüber hinaus finden regelmäßig auch Rinderkurse mit Jürgen Malo statt.
www.reitsport-pessin.de
www.facebook.com/reitsport.pessin

INITIATIVEN FÜR DIE WORKING EQUITATION
Working Equitation ist vor allem in Südeuropa verbreitet, gewinnt aber seit einigen Jahren auch in Deutschland neue Anhänger. Der Verein Working Equitation Deutschland e.V. (WED) versammelt die Liebhaber dieser neuen Pferdesportart und organisiert auch die Deutschen Meisterschaften. Die Website informiert über das Regelwerk, Turniere und andere Veranstaltungen.
www.w-e-dt.de
Eine weitere Organisation, die sich dieser Sportart widmet, ist die Arbeitsgemeinschaft Working Equitation Deutschland (AWED), in der sich mehrere namhafte Reiter und Trainer zusammengeschlossen haben. Auch ihre Website enthält nützliche Informationen rund um den Sport.
www.working-equitation-deutschland.de

KONTAKT
Abteilung Reiten und Fahren der SG Blau-Weiß Pessin
www.reitsport-pessin.de