Respekt, Vertrauen und Kommunikation

Horsemanship ist seit einigen Jahren im Trend. Im Havelland entstand ein neues Horsemanshipcenter, das als eine von nur drei Einrichtungen in Deutschland nach den Prinzipien von Pat Parelli arbeitet.

Pat Parelli wuchs mit Pferden auf, ritt mit 17 seine ersten Rodeos, beschäftigte sich später intensiv mit der Psychologie der Pferde und wurde einer der bekanntesten Horsemen. Gemeinsam mit Ehefrau Linda entwickelte er das System des Parelli Natural Horsemenship. Ein Ausbildungsprogramm für Mensch und Pferd, das auf gegenseitiger Kommunikation, Respekt und Vertrauen basiert und weltweit immer mehr Anhänger findet. In Brandenburg haben Klaudia Duif und Tanja Bever gemeinsam mit ihren Partnern, Thomas Duif und Lance Minnick, Ende 2014 ihr Horsemanshipcenter gegründet und damit eine Marktlücke geschlossen. Im Umkreis von etwa 300 Kilometern sind sie die einzigen lizenzierten Parelli-Instruktoren. Überhaupt gebe es in Deutschland bisher erst drei Reiterhöfe, die ausschließlich nach diesen Prinzipien arbeiten, erzählen sie.
Dass es die beiden Paare nach Brandenburg verschlagen hat, war reiner Zufall. Klaudia Duif arbeitete vorher als Instruktorin an der Grenze zur Schweiz, Tanja Bever auf Mallorca, beide hatten den Traum vom eigenen Hof. „Brandenburg war nicht oben auf unserer Liste“, gibt Tanja Bever zu. „Aber eher aus Unwissenheit“, ergänzt sie rasch. Denn nach einem Jahr in Brandenburg sind sich alle einig: „Das passt.“ Sie schwärmen von der Weite der Landschaft, der Ruhe und auch von der Hilfsbereitschaft der Nachbarn.
Im kleinen Dorf Michaelisbruch im Havelland, eine gute Autostunde entfernt von Berlin, haben sie ideale Bedingungen für ihr Horsemanshipcenter gefunden: einen Hof mit Offenställen für die Pferde, Platz für Seminargruppen, großer Reithalle, Reitplätzen und Roundpens, dazu 20 Hektar Land mit genügend Weiden für die Pferde und sogar einem eigenen Waldstück für Ausritte. Eigene Gästezimmer auf dem Gelände sind geplant, bisher kommen die Schüler noch in der Nachbarschaft unter. Auf großen Messen wie der Equitana in Essen oder der Hippologica in Berlin präsentiert das Team seine Arbeit, die beiden Instruktorinnen werden für Kurse in ganz Deutschland gebucht. Doch zunehmend wird auch ihr Center in Michaelisbruch zum Anlaufpunkt für Pferdeliebhaber. Tanja Bever fasst die Kursteilnehmer in mehrere Gruppen: Zum einen sind es Menschen, die ein Problem mit ihrem Pferd haben und allein keine Lösung finden. Zum anderen Wieder- oder Späteinsteiger, die auf Qualität und das passende Umfeld beim Unterricht Wert legen. Und schließlich all jene, die verstehen wollen, wie Pferde „ticken“, um besser mit ihnen umgehen zu können, sei es als Freizeitreiter oder Leistungssportler. Hinzu kommen Einsteller, meist aus Berlin, die die Ruhe und Abgeschiedenheit des Hofs genießen.
In vier Bereichen findet die Ausbildung für Pferd und Reiter statt, bei der Bodenarbeit mit und ohne Seil sowie beim Reiten ohne und mit ständigem Zügelkontakt. Dabei geht es nicht nur darum, dass das Pferd eine größere Sicherheit oder Ausgeglichenheit erlangt, sondern mehr darum, dass der Reiter seine Kommunikation mit dem Pferd verbessert.
Bei der Bodenarbeit mit ihrer Lusitanostute Estrela demonstriert Klaudia Duif, „wie viel man mit wie wenig Aufwand erreichen kann.“
Wie von Zauberhand reagiert die Schimmelstute auf kleinste Bewegungen ihres Körpers oder Veränderungen in ihrer Haltung, trabt an, stoppt oder ändert die Richtung. Stimmt die Kommunikation, dann reichen später auch im Sattel kleinste Signale an das Pferd. Dass das Pferd ihr vertraut, zeigt sich beispielsweise, als Klaudia Duif einen großen grünen Pezzi-Ball unter Estrelas Bauch rollt, ohne dass die ansonsten energiegeladene Stute unruhig wird. „Ein zufriedener, ausgeglichener Partner, welcher gerne mit uns Menschen zusammen ist und motiviert Herausforderungen annimmt“, das nennt Klaudia Duif als Ziel ihrer Arbeit.

INFOS

KURSPROGRAMM
Neben Einzelunterricht werden im Horsemanshipcenter verschiedene Kurse für Einsteiger und Fortgeschrittene angeboten. Die Tage beginnen mit einem gemeinsamen Frühstück, danach gibt es praktischen Unterricht sowie theoretische Einheiten. In einer Lounge können die Teilnehmer individuell Schulungsmaterialien wie DVDs zu nutzen. Ein eigenes Pferd ist nicht erforderlich, Leihpferde können gestellt werden. Ziel sei es, dass der Mensch etwas lerne, meint Klaudia Duif, das sei unabhängig vom jeweiligen Pferd. Eingeladen sind zu den Kursen auch Zuschauer, die in das Programm aktiv einbezogen werden, ohne jedoch selbst mit den Pferden zu arbeiten. Zu verschiedenen Terminen werden kostenlose Infoseminare angeboten, bei denen die Parelli-Methode vorgestellt wird.

GANZHEITLICHER ANSATZ
Thomas Duif, der sich um die Anlage und die Pensionspferde kümmert, sowie Instruktorin Tanja Bever drücken noch einmal die Schulbank und machen ihre Ausbildung zum Landwirt. Sie wollen auch für die Auswahl des Futters oder der Optimierung der Weiden das nötige Fachwissen haben. Das passt zum ganzheitlichen Ansatz des Horsemanshipcenters. Der umfasst neben Aus- und Fortbildungen für Reiter und Pferde auch die Optimierung des Sattels, Huf- und Zahnpflege oder eben die richtige Fütterung. Intensive Aus- und Fortbildung gehört zum Konzept von Parelli. Instruktoren müssen sich regelmäßig fortbilden und Prüfungen ablegen.

PARELLI ERWARTET
Mit seinem Standort in der Nähe von Berlin setzt das Team des Horsemanshipcenters auch auf internationales Publikum. Pat Parelli beobachte den Aufbau des Horsemanshipcenters in Brandenburg mit großem Interesse, meinen die Initiatoren. Denn er wolle in Europa stärker Fuß fassen. Es gäbe bereits Pläne, dass Parelli nach Michaelishof komme, meint Thomas Duif. „Ist nur eine Frage der Zeit.“

KONTAKT
Horsemanshipcenter Landwirtschafts GmbH & Co. KG
Hauptstrasse 6
16845 Dreetz OT Michaelisbruch
Fon: 033970 51 22 25
Email: info@horsemanshipcenter.com
www.horsemanshipcenter.com/