Nationale Pferdetourismuskonferenz in Hoppegarten: Frische Impulse und spannende Perspektiven 

Die Pferdetourismuskonferenz wird auf Initiative der Bundesarbeitsgemeinschaft Deutschland zu Pferd e.V. alle zwei Jahre in einer Pferderegion Deutschlands ausgerichtet. Dieses Mal hatten sich der Verband pro agro mit dem Pferdeland Brandenburg als Ausrichter beworben und den Zuschlag erhalten, was den besonderen Fokus auf die Region und ihre Pferdetourismusangebote richtete.

Mit inspirierenden Vorträgen und lebhaften Diskussionen bot die zweitägige Pferdetourismuskonferenz am 12. und 13. September in Hoppegarten spannende Einblicke in aktuelle Entwicklungen und Zukunftstrends der Branche. Unter dem Leitthema „Transformation“ rückten zentrale Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit in den Vordergrund, die in Verbindung mit den Herausforderungen des Klimawandels, dem Streben nach Gemeinwohl und der zunehmenden Individualisierung von Erlebnissen betrachtet wurden. Der Fokus lag dabei stets auf den Betrieben, die diesen Wandel aktiv gestalten müssen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. In diesem Zusammenhang wurde der Wunsch nach individueller Selbstverwirklichung und die wachsende Nachfrage nach maßgeschneiderten Angeboten als Schlüsselfaktoren für den zukünftigen Erfolg von Pferdehöfen identifiziert.

Nachhaltigkeit sowie Krisen- und Risikomanagement wurden bereits zu Beginn der Konferenz als zentrale Themen hervorgehoben. Angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Krisen und Risiken, die die nachhaltige Entwicklung direkt beeinflussen, ist ein strukturiertes und vorausschauendes Management dieser Herausforderungen unverzichtbar. Dennoch setzen sich bislang nur wenige Betriebe ausreichend mit diesen essenziellen Aspekten auseinander. Es wurde betont, dass betriebliche Abläufe systematisch analysiert und potenzielle Risiken detailliert bewertet werden müssen, um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können. Schulungen und Sensibilisierungsprogramme für Mitarbeitende spielen hierbei eine entscheidende Rolle, um eine umfassende Krisenprävention zu gewährleisten und langfristige betriebliche Stabilität zu sichern.

Der Klimawandel ist der zentrale Antrieb der Nachhaltigkeitsdebatte, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz waren sich einig, dass Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen für Entscheidungsträger konkret, greifbar und praktikabel sein müssen, um erfolgreich zu sein. Dabei ist Geduld bei der Umsetzung entscheidend, da die Erwartungen oft schneller wachsen als die tatsächlichen Fortschritte. Trotz der Dringlichkeit des Themas besteht in der Branche jedoch weiterhin große Unsicherheit darüber, was Nachhaltigkeit genau bedeutet und welche Maßnahmen wirklich sinnvoll sind. Obwohl der Begriff „Nachhaltigkeit“ allgegenwärtig ist und oft für Diskussionen sorgt, setzen sich viele Betriebe nur oberflächlich damit auseinander. Der Austausch von Wissen innerhalb der Branche bleibt häufig unzureichend, und viele Akteure sind mit den Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals – SDGs), auf die sich 2015 insgesamt 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 geeinigt haben, noch immer nicht vertraut.

Hier setzt das Thema „Vernetzung“ an, das ebenfalls stark betont wurde. Branchenveranstaltungen, Online-Netzwerke und die aktive Teilnahme an Fachgruppen sind entscheidende Werkzeuge, um den dringend benötigten Wissensaustausch zu fördern. Denn Kontakte knüpfen und pflegen ist unerlässlich, um innovative Lösungen für die Herausforderungen der Branche zu entwickeln. In einer Zeit, in der Digitalisierung und technologische Fortschritte an Bedeutung gewinnen, sind starke Netzwerke nicht nur eine Quelle für Wissen, sondern auch der Schlüssel zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit. Regelmäßiger Austausch schafft Raum für Kooperationen und neue Geschäftsideen, die den Betrieben helfen, nachhaltig und zukunftsfähig zu bleiben.

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Förderung von Akzeptanz und Verantwortungsbewusstsein innerhalb der Pferdebranche. Verantwortung – sowohl gegenüber Mensch als auch Pferd – sollte bereits fest in der Ausbildung verankert sein, um langfristig ein sicheres und respektvolles Miteinander zu gewährleisten. Dabei wurde auch auf regionale Unterschiede in der Umsetzung hingewiesen: In manchen Gegenden wird Verantwortungsbewusstsein stärker gelebt als in anderen. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung von Toleranz gegenüber verschiedenen Reitweisen und Haltungsformen, um als Branche geschlossen und mit einer positiven Außenwirkung aufzutreten.

Neben der Förderung von Toleranz spielt auch eine umfassende Aufklärungsarbeit in allen gesellschaftlichen Bereichen eine zentrale Rolle. Sie erleichtert nicht nur die Beantragung von Projekten, sondern trägt auch dazu bei, das Ansehen und die Relevanz der Pferdebranche zu stärken. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um langfristig nachhaltige Erfolge zu sichern und die Branche zukunftsfähig zu machen.

Als weiteren Schwerpunkt der Konferenz galt das Marketing. Im Bereich „zeitgemäßes Marketing im Pferdetourismus“ sind Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook und TikTok heute unverzichtbar, um junge Zielgruppen effektiv anzusprechen. Dabei ist es besonders wichtig, die Bestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) einzuhalten, insbesondere beim Umgang mit personenbezogenen Daten wie Fotos und Bewertungen von Gästen. Auch das Urheberrecht darf nicht außer Acht gelassen werden, insbesondere wenn es um das Teilen von Bildern oder Inhalten Dritter geht. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle verwendeten Inhalte entweder selbst erstellt oder korrekt lizenziert sind, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Zudem gewinnt Empfehlungsmarketing durch Gäste und Influencer zunehmend an Bedeutung. Dabei sollte vor allem auf die Glaubwürdigkeit der Influencer geachtet werden, die idealerweise durch längere Beobachtung der jeweiligen Kanäle geprüft wird. Traditionelle Medien, wie Radiowerbung, haben je nach Zielgruppe nach wie vor ihre Berechtigung. Emotionale und präzise Werbebotschaften sowie der Einsatz von Google-Bewertungen wurden ebenfalls als essenzielle Marketinginstrumente diskutiert.

Im Hinblick auf die Willkommenskultur wurde betont, dass Stammgäste oft durch vertraute Infrastruktur, das Wohlbefinden der Pferde und positive Erlebnisse, beispielsweise in Reiterferien, gewonnen werden. Anreizsysteme wie Stempelhefte können dazu beitragen, Gäste langfristig an den Betrieb zu binden. Der Anteil an Stammgästen variiert dabei stark und hängt von den individuellen Angeboten vor Ort ab. Transparente Preisstrukturen und eine persönliche Ansprache sorgen dafür, dass sich die Gäste als Teil des Betriebs fühlen und langfristig zurückkehren möchten.

Schließlich wurde auf Qualitätskriterien für Wanderreitbetriebe im Zusammenschluss „Eifel zu Pferd“ eingegangen. Hier werden Schulungen und Prüfungen zur Gewährleistung der Gästezufriedenheit durchgeführt und alle drei Jahre eine Überprüfung vorgenommen, um das Qualitätsversprechen zu sichern.

Die Themen Nachhaltigkeit, Vernetzung und Marketing galten in Summe als Schwerpunkte der Konferenz. Sie bot eine wertvolle Plattform, um gemeinsam an der Zukunft des Pferdetourismus zu arbeiten. Wir möchten allen herzlich danken, die an diesen beiden Tagen teilgenommen und sich aktiv eingebracht haben. Der Austausch und die engagierte Mitwirkung aller Teilnehmer haben entscheidend dazu beigetragen, die Konferenz zu einem so wertvollen Erlebnis zu machen.

Fotos: Mirjana Rehling