Frischer Wind im Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse): Die neue Geschäftsführerin setzt frische Impulse!

„Die Faszination Pferd ist bei den Neustädter Gestüte für alle spürbar“
Die Neustädter Gestüte haben seit 2024 eine neue Geschäftsführerin. Dr. Carolin Pfanne-Oertwich ist für über 300 Pferde, 85 Mitarbeitende und Auszubildende verantwortlich – und für die Landwirtschaft und die historischen Gebäude mit 320 Jahren Geschichte. Wie man ein traditionsreiches Unternehmen wie das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse) in die Zukunft führt, erzählt sie im Interview.
Die neue Geschäftsführerin der Neustädter Gestüte: Dr. Carolin Pfanne-Oertwich, Foto: Neustädter Gestüte
Frau Pfanne-Oertwich, welche neuen Impulse möchten Sie für die Neustädter Gestüte setzen?
Wir haben hier so viele Möglichkeiten, die wir in Zukunft stärker nutzen möchten. Da ja nun auch die große Graf von Lindenau-Veranstaltungshalle in den Besitz des Gestüts übergegangen ist, möchten wir diese natürlich auch besser auslasten. Ich könnte mir vorstellen, unsere Anlagen stärker und häufiger als Turnierstandort zu nutzen, weil immer wieder von Reitern zurückgemeldet wird, wie hervorragend unsere Bedingungen hier sind. Wir haben tolle Reitplätze, Reithallen, große Tribünen, nun auch noch die Graf von Lindenau-Halle und die Möglichkeit, Pferde und Reiter auch unterzubringen. Dafür bräuchten wir aber Partner. Allein ist das nicht zu stemmen, weshalb wir uns über externe Veranstalter freuen. Zu Gast war beispielsweise bei uns schon Westernausbilder Bernd Hackl. Der Pferde-Instagram Star Patrick Thomalla wird bei uns im Februar wahrscheinlich dafür sorgen, dass die Halle ausverkauft ist.
Neustädter Gestüte mit Pferdesport und Lehrgängen
Die zum Gestüt gehörende Reitschule bietet ja auch Lehrgänge auf gestütseigenen Schulpferden oder mitgebrachten eigenen Pferden an. Soll das ausgebaut werden, um wieder mehr Menschen und vielleicht auch Kinder und Jugendliche für das Pferd zu begeistern?
Unsere Lehrgänge sind fast immer ausgebucht. Um da noch mehr anzubieten reichen aber unsere Kapazitäten nicht. Wir können zum Beispiel auch keine Ponyreitstunden für Kinder durchführen, arbeiten aber im Projekt „Reiten in der Schule“ mit der Neustädter Prinz von Homburg Schule zusammen. Außerdem bieten wir regelmäßig Spring-, Dressur- und zukünftig auch Fahrlehrgänge an und führen auch Trainerlehrgänge für Ausbilder durch. Da haben wir einen großen Hebel. Denn diese Menschen können dann ihre Begeisterung und ihr Wissen über eine pferdegerechte Haltung und Ausbildung in die Breite und in die Vereine im Land tragen. Das ist gerade angesichts der Kritik am Pferdesport immens wichtig. Wir wollen dazu beitragen, die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Mensch und Pferd zu fördern.
Und wie wollen Sie die Neustädter Gestüte für Nichtreiter attraktiv machen?
Die Faszination Pferd ist bei den klassischen Hengstparaden im Herbst, dem Fohlenfrühling, wenn man unserem jüngsten Nachwuchs ganz nah kommen kann oder Vorführungen wie der Weihnachtsgala, bestimmt für jeden spürbar – auch wenn man nie auf einem Pferd gesessen hat. Im Park des Landstallmeisterhauses gab es auch bereits klassische Konzerte oder Theatervorstellungen. Bei uns ist außerdem alles öffentlich zugänglich, bis auf die Ställe. Jeder kann auf eigene Faust einen QR-Code basierten Spaziergang über unser Gelände unternehmen oder das Gestütsmuseum besuchen. Und in Zukunft wird man dann bei uns vielleicht auch mal wieder einen Kaffee trinken können. Wir arbeiten an einer kleinen Lösung. Eine Gastronomie auf dem Gelände ist sehr abhängig von der Saisonalität – aber mit einer weiteren Belebung des Veranstaltungsorts kann sich dies hoffentlich ändern.
Was können Sie sich konkret für die Neustädter Gestüte vorstellen?
Wir wollen unsere Anlage noch stärker öffnen für Veranstaltungen, die sich an Reiter und Fahrer aus der Region richten, aber auch für alle anderen Interessierten. Außerdem können wir uns neben dem internationalen Hallenspringturnier im Winter und dem Dressurturnier im Sommer auch weitere nationale und internationale Turniere vorstellen.
FAQ
Wann ist die Hengstparade in Neustadt (Dosse)?
Das Highlight im jährlichen Veranstaltungskalender sind die traditionellen Hengstparaden im September.
Auf welche Geschichte blickt das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt?
Das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt Neustadt (Dosse), gegründet im Jahre 1788, zählt zu den ältesten staatlichen Gestüten in der Bundesrepublik Deutschland.
Gibt es regelmäßige Führungen auf den Neustädter Gestüten?
Von April bis Ende September finden dienstags und donnerstags (außer an Feiertagen), jeweils um 15.00 Uhr, Gestütsführungen statt.
Welche Aus- und Weiterbildungsangebote gibt es auf den Neustädter Gestüten?
Ob in der Schule im Fach Reiten oder während der Berufsausbildung zum Pferdewirt, es wird qualifizierter und nachhaltiger Unterricht erteilt. Selbstverständlich wird das Fachwissen auch in Lehrgängen weitergegeben oder bei der Ausbildung und Förderung von Pferden angewandt.


Fohlen bei der Hengstparade, Foto: Björn Schroeder; Reiter in historischer Uniform, Foto: Gabrielle Boiselle