Wie man eine erfolgreiche Wanderreitstation eröffnet: Ein Erfahrungsbericht aus der Uckermark

Das Eröffnen einer Wanderreitstation ist ein aufregendes Unterfangen, das Pferdebegeisterte, Naturliebhaber und Reisende gleichermaßen anspricht. Es erfordert jedoch eine sorgfältige Planung, Vorbereitung und Einhaltung bestimmter Vorschriften, um eine erfolgreiche und nachhaltige Einrichtung zu schaffen. Am Beispiel vom Pferdehof Jakobshagen in der Uckermark, wo die Besitzerin Annabelle Krieg genau schildert, welche Schritte sie gegangen ist, werden wesentliche Punkte und Überlegungen auf dem Weg zur Gründung einer Wanderreitstation aufgezeigt.

1. Die richtige Lage wählen: Zuallerst ist die Wahl des Standorts zu treffen. Ideal ist eine Lage in der Nähe von beliebten Reitwegen, Naturschutzgebieten oder touristischen Highlights in der Umgebung. Die Erreichbarkeit ist ebenso wichtig – die Station sollte für Reiter und Gäste leicht zugänglich sein.

„Von uns gesehen und getestet auf Amrum an der Nordsee: Lodges aus Holz, die mitten in den Dünen stehen. Eine kleine Terrasse davor, innen erstaunlich viel Platz, ein wunderbares Raumklima und vom Bett aus ein friedlicher Blick in die Natur. Als es darum ging, eine Unterkunft für unsere Wanderreitstation zu bauen, wusste ich, dass es nur Eines sein kann: ein Schlaffass aus Holz, welches wir an den schönsten Platz auf unserem Hof stellen. Und da steht es nun: direkt unter dem größten unserer drei Kirschbäume in unmittelbarer Nähe zu den Pferden. Wir schreiben Mitte Mai 2023: die Wanderreitstation Pferdehof Jakobshagen ist fertig!“, so Annabelle Krieg vom Pferdehof Jakobshagen.

2. Infrastruktur und Einrichtungen: Angemessene Pferdeunterkünfte (Paddocks, Boxen), Reitplätze und Anlagen wie Aufenthaltsräume, Toiletten sollten für Gäste und Gastpferde zur Verfügung stehen. Zudem wird eine qualitativ hochwertige Infrastruktur, die den Bedürfnissen sowohl der Pferde als auch der Gäste gerecht wird, empfohlen.

„Wer bei uns Urlaub mit seinem Pferd machen möchte, findet ein sauberes Paddock mit Heu, Wasser und Sichtkontakt zu unserer Herde vor. Und kann es sich nach einem ereignisreichen Tag selbst gemütlich machen. Der Pferdehof Jakobshagen ist von einigen Wanderreitrouten durch die Uckermark aus gut erreichbar. Auf dem Weg von Lychen nach Boitzenburg zum Beispiel, oder auch von Prenzlau aus in Richtung Templin liegen die Wege günstig, um bei uns Station zu machen. Die Uckermark selbst zeichnet sich aus durch weitläufiges, wenig besiedeltes Land, herrliche Wälder und viele Seen“, beschreibt Annabelle Krieg.

3. Pferdepflege und Expertise: Erfahrene Pferdepfleger, die das Wohl der Tiere sicherstellen, sind unbedingt notwendig. Hierzu gehört auch eine kompetente und liebevolle Betreuung der Pferde. Etwaige Trainingsmöglichkeiten für Gastreiter, um das Erlebnis zu verbessern, sind eine tolle Möglichkeit gleich doppelt mit der Unterkunft zu punkten.

„Bei uns leben außer unseren drei eigenen Pferden auch einige Gastpferde, die wir beherbergen und ausbilden. Ich bin Trainerin für klassische Reitkunst und Körpersprache. Mein Steckenpferd ist die Konzeption hofeigener Vorführungen, die künftig einmal jährlich stattfinden sollen. Dazu gehören die klassisch-barocke Dressur, sowie Ausbildungselemente der Hohen Schule und die Arbeit mit der Garrocha. Die Hofarbeit leisten wir mit Unterstützung von Freiwilligen aus dem Bundesfreiwilligendienst / FÖJ und stehen nun schon im zweiten Jahr mit allen hierfür erforderlichen Kriterien auf der Auswahlliste“, freut sich Annabelle Krieg.

4. Unterkunft und Gastfreundschaft: Das Angebot an Übernachtungsmöglichkeiten sollte komfortabel, sauber und ansprechend sein. Freundliche und hilfsbereite Gastfreundschaft trägt dazu bei, dass sich Gäste willkommen fühlen und gerne wiederkommen.

„Wir stellen Alles, was aus unserer Sicht für einen unbeschwerten Aufenthalt notwendig ist: vom OutdoorOfen über die Bettwäsche bis zum Frühstück. Und während an anderen Orten der Großstadtlärm rauscht, bestimmen bei uns das Schnauben der Pferde, vielstimmiger Vogelgesang und der Wind in den Bäumen die Geräuschkulisse. Eine angenehme und Alles bestimmende Entschleunigung wird spürbar. Zeit ist Erholung“, gibt Annabelle Krieg zum Besten.

5. Sicherheit und Regulierungen: Eine sichere Umgebung für Pferde und Gäste ist unerlässlich. Am besten informiert man sich hierzu bei den zuständigen Behörden oder auch Tourismusorganisationen. Man sollte die relevanten Vorschriften, Genehmigungen und Sicherheitsstandards für Pferdebetriebe und Unterkünfte in der Region kennen. Diese Regelungen sind Ländersache, also können sie sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.

6. Vermarktung und Werbung: Es gibt verschiedene Kanäle, um die Wanderreitstation bekannt zu machen – von Online-Plattformen und sozialen Medien bis hin zu lokalen Werbemaßnahmen. Wichtig ist hier, die Einzigartigkeit der Station zu betonen und was sie für Reiter und Naturfreunde besonders attraktiv macht.

„Es ist mir wichtig, das Geschehen unseres Hofes transparent zu halten und für Fragen offen zu sein. Diese Art der Öffentlichkeitsarbeit ist für mich ein wesentlicher Baustein für eine nachhaltige und langlebige Konzeption. Und ganz nebenbei bereichert es den Erfahrungsschatz unserer Pferde, wenn es auf unseren Trainingsarealen lebendig zugeht. Das Ergebnis der einen oder anderen Arbeitsstunde zeigen wir anlässlich unserer Veranstaltungen:

10. und 11. Juni 2023 zwischen 11 und 13 Uhr: Brandenburger Landpartie.

09. September 2023 17 – 19 Uhr: Pferdeorte erleben.

02. Dezember 2023 ab 14 Uhr: Advent im Pferdestall.“, informiert Annabelle Krieg vom Pferdehof Jakobshagen.

7. Nachhaltigkeit und Naturschutz: Nachhaltige Praktiken im Betrieb sollten ebenfalls bedacht werden: Umweltschutz und die Bewahrung der natürlichen Umgebung im Vorhaben zu berücksichtigen ist in der heutigen Zeit ein wichtiger Punkt. Außerdem bietet es sich immer an, ein Netzwerk aus verschiedenen Akteuren in der Umgebung aufzubauen. Unterschiedliche Leistungen, die gebündelt zum besonderen Urlaubserlebnis der Gäste werden, sind hier von Bedeutung.

„Bei uns in Jakobshagen lohnt sich ein Besuch in der Töpferei. Ein Hofladen am alten Schmetterlingsgarten mit regionalen Spezialitäten ist in Planung. Im Haus Lichtenhain bei Klaushagen dreht sich Alles um den Apfel. Köstliches Eis gibt es einige Kilometer weiter in der MoccaMilchEisBar in Boitzenburg. Und bei uns? Wer seinen Kaffee in der Reithalle trinken möchte, ist eingeladen, beim Training zuzuschauen. Ganz offiziell öffnen wir mittwochs zwischen 11 und 13 Uhr unser Hoftor und bieten Interessierten über das Öffentliche Training an, unsere Ausbildungsthemen kennen zu lernen“, so die Besitzerin des Hofes.

8. Kontinuierliche Verbesserung: Wichtig ist jedoch offen für Neues zu bleiben. Das Feedback der Gäste, dazu gehört auch negative Kritik, sollte dazu dienen kontinuierlich auf Verbesserungen zu setzen. Die Anlage gut instandhalten und sie weiterzuentwicklen, um das Erlebnis für alle Beteiligten zu optimieren, ist der Kern dieses Schrittes.

„Für das Wanderreiten begeistern wir uns insofern, als dass wir die Geschichten unserer Gäste und den hierdurch entstehenden lebendigen Austausch schätzen. Und sehr, sehr gern diejenigen sind, die sich hinter den Kulissen für das Wohlergehen der Reisenden engagieren. Unsere Station soll ein weiteres Erlebnis für Euch Wanderreiter sein, ein Highlight Eurer Tour, an das Ihr gern zurück denkt.“, so das Anliegen der Besitzerin des Pferdehofes.

Zusammenfassend erfordert die Eröffnung einer Wanderreitstation Hingabe, Leidenschaft und eine gründliche Planung. Indem diese genannten Schlüsselaspekte Berücksichtigung finden und ein unvergessliches Erlebnis für Pferde und Gäste geschaffen wird, kann der Weg hin zur erfolgreich geführten Wanderreitstation beschritten werden.