PFERDELAND BRANDENBURG 2023

36 PFERDELAND BRANDENBURG Text und Fotos: Susanne von Gersdorff, Claudia Schermer, Nina Binder / VFD V or über 40 Jahren begann meine Leidenschaft für Pferde Gestalt anzunehmen. Auf einem Volksgut in der Nähe von Halle an der Saale standen in einer Betriebssportgemeinschaft acht Pferde in einem alten Stall mit Ständerhaltung. Fast täglich ra- delte ich die gut 2 km über einen Feldweg zum Stall, um bei den Pferden zu sein. Ich wollte putzen und die Pferde streicheln, an Reiten dachte ich damals noch nicht. Aber die ersten Reitstunden an der Longe bereiteten mir gro- ße Freude und ich begann Biss zu entwickeln, richtig rei- ten zu lernen. An denWochenenden im Sommer holten wir die Pferde auf die Wiese, um sie grasen zu lassen. Im Winter ließen wir sie in der Halle toben. Uns war damals als Kindern schon klar, dass die Pferde Bewegung brau- chen und nicht nur angebunden stehen können. Zu DDR-Zeiten gab es kaum Ausrüstung für Reiter. Gummistiefel und Trainingshosen mussten ausreichen. FürWettkämpfewar es hilfreich, eine Tante zu haben, die nähen konnte. Sie schneiderte ein schwarzes Jackett für mich. Auf lederne Reitstiefel, die ein Schuster herstellte, musste man circa zwei Jahrewarten. Verglichen mit dem heutigen Angebot an Pferdesportartikeln frage ich mich oft, ob das alles so nötig und nützlich ist für unsere Tiere. Die Pferde begleiteten mich durch mein ganzes bisheriges Leben. An der Universität gab es zu DDR-Zeiten eine Pferdesportgruppe, wo ich als Übungsleiterin Kindern selbst das Reiten beibrachte. Dort standen die Pferde auf Koppeln, wo sie ausreichend Bewegung bekamen. Vor gut 15 Jahren erfüllte ich mir meinen Kindheitstraum vomeigenen Pferd. Bis dorthin kannte ich nur das englische Reiten und den Turniersport in Formvon Springen und Dressur. Auf derWestern Ranch, wo mein Pferd unterge- stelltwar, lernte ich andere Reitweisen kennen. Die Pferdehaltung hatte sichmittlerweile massiv geändert und das Pferdewohl wurde viel mehr beachtet. Als Pfer- debesitzer lernte ich, dass eswichtig ist, sich selbstwei- terzubilden. In meinem Freundeskreiswurde nach einem Wie ich zur VFD kam Claudia Schermer erzählt aus ihrem Leben als Pferdenärrin und warum die VFD dabei ein starker Partner für sie ist. Wanderritt in Irland die Idee geboren, mit den eigenen Pferden zu HauseWanderritte zu unternehmen. So kam ich zur VFD in Brandenburg. Dortwurden einwöchigeWanderritte rund um Berlin organisiert. In dieser Gemeinschaft lerntenwir unheimlichviel über Wanderreiten und Pferdewohl. Hier gab und gibt es ein umfassendes Seminarangebot zu vielen Themen, die für einen Pferdebesitzerwichtig sind: Erste Hilfe am Pferd, richtige Fütterung, Hufpflege und Besonderheiten der Ausrüstung beimWanderreiten sowie Unterschiede in den Zäumungen. In VFD-Reiterlagern, diewir gerne besuchten, lernte ich Horsemanship und Bodenarbeit kennen und lieben. Immerwieder neue Anregungen zu bekommen und pferdebegeisterte Menschen kennen- zulernen, sorgte für jede Menge Inspiration in meiner eigenen Pferdearbeit. Diese Kenntnisse halfen mir, mit meinem zweiten eigenen Pferd zurechtzukommen. Der spanischeWallach hatte Hengstmanieren undwar recht stürmisch in unserer Anfangszeit. Da scheute ich mich nicht, mir Hilfe zu holen. Nach mittlerweile fünf Jahren kann ich das Pferd in pferdegestützen Coachings einsetzen, zu deren Durch- führung ich mich in Corona-Zeiten qualifiziert hatte. Vom rauen Umgang mit Pferdenvor 40 Jahren und der Ständerhaltung bis zum Aktivstall heute und der Boden- arbeit, wo jedes Ohrenspiel registriertwird, hat sichviel zumGuten geändert. Verglichen mit dem Blick in andere Länder, in die mich Reiterreisen führten, geht es den meisten unserer Pferde heute sehr gut. In der Mongolei herrscht zwar eine große Pferdeliebe, aberwir erlebten auch einen unschönen Vorgang mit einem jungen Pferd. Noch dramatischerwar es in Indien, wo Pferde als auch Menschen keinen besonderen Stellenwert haben. Bei allen aktuellen Entwicklungen bin ich riesig froh, die Pferde und die Pferdefreunde zu haben. Sie ermöglichen schöne Momente in der Natur und das Zusammensein mit Gleichgesinnten.

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