PFERDELAND BRANDENBURG 2023

PFERDELAND BRANDENBURG 13 PFERD UND AUSBILDUNG beide in Brandenburg haben, hat Dietrich einen guten Überblick, wie vielfältig der Einsatz von Zugpferden mittlerweilewieder geworden ist. Leistungsstark wie ein Minischlepper „Pferde kommen im Ackerbau und imGemüsebau zum Einsatz, imGartenbau, in Baumschulen und Ökolandbe- trieben, bei der Grünland-Bewirtschaftung und natür- lich als Rückepferde in der Forstwirtschaft“, zählt er auf. „Auch in Gewächshäusern, wo ohne Motoren gearbeitet wird, können die Pferde bei der Bodenbearbeitung, bei Saat und Ernte genutztwerden.“ Dietrich ist davon über- zeugt, dass der Einsatz von Pferden mit der Agrarwende, die zunehmend auch auf Mikro-Landwirtschaft setzt, weiter zunehmenwird. „Das Leistungspotenzial eines Gespanns ist beispielsweise auf sogenannten Bauern- streifenvon einemMorgen Fläche, rund 2500 Qua­ dratmetern, das gleichewie bei einemMinischlepper. Da überlegt man schon, ob man sich so ein Gerät zulegt oder doch lieber Pferde hält.“ Dietrich ist eswichtig, den Einsatz von Zugpferden nicht als reine Liebhaberei zu sehen. Dazu sei der Nutzen der Tiere ökonomisch zuwichtig: „Die Arbeit mit den Pferden ist bodenschonend, emissionsarm und ressour- censchonend. Auchwenn die Pferde natürlich Futter und Wasser brauchen.“ Das Interesse an der Arbeit mit Zugpferdenwächst, erzählt Dietrich, einen Ausbildungsberuf Gespannfüh- rer gebe es allerdings noch nicht. „Aber die IGZ hat eine Ausbildungs- und Prüfungsrichtlinie, die sogenannte APRI, für Fuhrmänner und Fuhrfrauen erarbeitet, nach derwir Interessierte zu Gespannführern ausbilden.“ Die APRI ist modular aufgebaut mit zwei verpflichtenden Grundlagenkursen „Arbeitspferde I und II“, in denen das Fahrenvom Bock und vom Boden erlerntwird. Danach folgenweitere Ausbildungsstufen in den Bereichen Forst, Landwirtschaft und Gewerbliches Fahren. Hier kann man zusätzliche Fachkurse belegen, um schließlich mit dem Erwerb eines entsprechenden Zertifikates in einem Prüfungskurs die Ausbildung zu beenden. Pferde fürs Gespannfahren ausbilden Die Schulung der Menschen fürs Gespannfahren ist das eine. Aber auch die Pferde brauchen eine fundierte Ausbildung. Nicht jedes Pferd sei dafür geeignet, sagt der Deutsche Pflügemeister Marcel Gnerlich, man könne das aber schon recht früh einschätzen. „Wennwir aus unseren Gespannpferden Fohlen ziehen, gehen die schon mit der Mutter auf dem Acker mit. Dort undwäh- rend der ersten drei Jahre als Jungpferd zeigt sich dann, wer furchtlos genug ist und später selbst imGespann gehen kann.“ Das Fohlen-Abc absolvieren die jungen Zugpferd-Anwärterwie auch alle anderen Pferde – Hufe geben, putzen, Halfter anlegen. Sehr langsam könne man sie dann nach und nach an Gebisse, Geschirre und die zu ziehenden Geräte gewöhnen. Er selber habe sein Siegergespann Aron und Bianka dreijährig gekauft, da waren sie bereits angefahren. Dieweitere Ausbildung mit unterschiedlichen Zuggeräten, auf verschiedenen Böden und in abwechselnden Umgebungen habe er dann selbst übernommen. „Kaltblüter brauchen länger für die Entwicklung als leichtere Pferderassen“, sagt Dietrich. „Bevor die fünf, sechs Jahre alt sind, braucht man denen keine schweren Geräte anzuhängen. Wallache sind oft erst mit acht Jah- ren ausgewachsen.“ Die Ausbildung müsse individuell an jedes Pferd angepasst sein. „Da fängt manvielleicht mit einem leichten Ring an, um ein paar Hundert Quadrat­ meter Stück Grünland zu schleppen. Und man muss nicht jedes junge Pferd gleich zu einer Großveranstal- tung mitnehmen, wo es geistig überfordert ist.“ Dietrichwünscht sich, dass Gespannführer deutlicher das Pferdewohl im Auge haben. Invielen Bereichen, beim Pferdesport oder bei der Arbeit mit Zugpferden, stehe das Pferdeverhalten noch zuwenig imMittelpunkt. „Das ist in jedem Fall etwas, waswir als IGZ künftig noch umfangreicher in die Ausbildung einbinden möchten.“ WEITERE INFORMATIONEN: ig-zugpferde-bb.de Die Tradition, Pferde als Zugtiere in der Landwirtschaft einzusetzen, ist wieder im Kommen. Ob als Rückepferde in der Forstwirtschaft oder im Acker- und Ge- müsebau – die Arbeit mit Pferden schont im Gegensatz zu schweren Maschinen den Boden und Ressourcen 1

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